Richtig messen feuchte im Untergrund

FEUCHTIGKEITSMESSUNG Die Diskussion über verschiedene Verfahren zur Messung von Feuchtigkeit im Untergrund flammt regelmäßig auf. Die Mappe-Technik informiert über verschiedene Messverfahren und gibt Tipps zur korrekten Anwendung von im Handwerk verwendeten Messverfahren.

Nur wenige Aufträge lassen sich ohne Messungen der Untergrund-Feuchtigkeitsbelastung ausführen. Besonders betroffen sind Holzuntergründe in bewitterten Bereichen und Außenputze sowie Putze im Innenbereich z. B. im Bereich von Wärmebrücken. Ein besonders häufig diskutiertes Segment sind Estriche und Betonböden aller Art vor der Ausführung von Bodenbeschichtungen und Bodenverlegearbeiten. Besonders im Bereich des Bodens wird mangelnde Sorgfalt im Vorfeld der Auftragsausführung im Schadensfall meistens sehr teuer. Besonders zu beachten: Weist der Untergrund teilweise oder sogar ganzflächig erhöhte Feuchtigkeitswerte auf, muss man als Auftragnehmer prüfen, ob die Anmeldung von Bedenken erforderlich ist, um Haftungsrisiken auszuschließen.

Oft müssen Trocknungszeiten verlängert, alternative Beschichtungsstoffe bzw. Beläge verwendet oder sogar weiter bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um dem Problem Herr zu werden. Verlangt der Kunde ausdrücklich eine Beschichtung unter solchen schwierigen Rahmenbedingungen, sollte man zusammen mit dem Beschichtungshersteller eine Eignung prüfen.

Kapazitive Feuchtemessung

Bei dieser Messung wird die Feuchtigkeit mit elektromagnetischen Wellen zerstörungsfrei oberflächennah (bis ca. 5 cm in den Baustoff hinein in Abhängigkeit der Dichte des Baustoffs) ermittelt. Die Messung erfolgt über das Auflegen der am Gerät befestigten Messbügel oder Messkugel auf dem Untergrund. Man spricht von einem »dielektrischen« Wassergehaltsmessverfahren. Je höher die Dielektrizitätskonstante, desto größer ist die Feuchtigkeit. Die Rohdichte des zu messenden Materials muss allerdings bekannt sein, da sonst keine vernünftigen Ergebnisse zu erwarten sind. Wie bei der Widerstandsfeuchtemessung, wird diese Methode sinnvoll als Vergleichsverfahren angewendet. Störfaktoren wie Metall, Ecken oder Leitungen sind zu berücksichtigen. Die kapazitive Feuchtemessung ist sowohl für Holz als auch für mineralische Baustoffe geeignet.

Widerstandsfeuchtemessung

Hierfür werden zwei Messfühler (Stahlnadeln) in das Bauteil geschlagen oder gebohrt und der elektrische Widerstand in Abhängigkeit von der elektrischen Leitfähigkeit gemessen. Feuchte Stoffe sind elektrisch leitfähiger und ihr elektrischer Widerstand ist niedriger. Am Messgerät werden die Ergebnisse in Form von Digits angezeigt, die unter Berücksichtigung verschiedener Baustoffe in Feuchtigkeitsprozente umgerechnet werden können. Holz und mineralische Stoffe lassen sich messen. Die Widerstandsmessung ist eine einfache und schnelle Methode, die Feuchtigkeit von Bauteilen zu bestimmen. Allerdings sind sehr leicht sehr große Verfälschungen der Messergebnisse möglich. Ungleiche Feuchteverteilung im Messgut, Temperatur, Homogenität und Dichte des Materials, Klebstofffugen, Oberflächenbehandlungen oder schlechter Kontakt der Elektroden können zu Fehlmessungen führen. Vergleichsmessungen werden empfohlen.

Gravimetrische Feuchtemessung

Bei der auch als Darr-Methode bekannten gravimetrischen Feuchtigkeitsbestimmung wird vom Baustoff eine Probe genommen. Diese wird gewogen und dann bei etwa 105 °C in einem Trockenofen getrocknet (Anhydritfließestrich bei etwa 40 °C). Dabei entweicht das in der Probe enthaltene freie Wasser. Nach dem Trocknen lässt sich nach erneutem Wiegen der Wassergehalt feststellen. Wässert man anschließend die Probe und wiegt sie, bekommt man die Sättigungsfeuchte. Damit hat man den Durchfeuchtungsgrad und die maximale Wasseraufnahmefähigkeit des Baustoffs ermittelt. Mit der Darr-Methode lässt sich der Feuchtegehalt von Baustoffen sehr genau bestimmen. Neben Holz und mineralischen Baustoffen ist das Verfahren auch für Dämmstoffe sehr gut geeignet. Es lässt sich allerdings nicht auf der Baustelle durchführen und bringt keine schnellen Ergebnisse, da sich die Probe mindestens 24 Stunden im Trockenschrank befinden muss. Zudem wirkt das Verfahren zerstörend, es wird schließlich eine Probe genommen. In der Praxis findet es daher nur Beachtung, wenn sehr genaue Feuchtewerte benötigt werden.

Einflussfaktor Taupunkt

Der Taupunkt ist jene Temperatur, bei der Luft keinen weiteren Wasserdampf aufnehmen kann, also zu 100 % gesättigt ist. Sinkt die Temperatur, kondensiert Wasserdampf aus der Luft teilweise und scheidet sich als Nebel oder Tau ab. Dieser physikalische Vorgang hat entscheidende Bedeutung beim Auftragen von Beschichtungsstoffen. Kondensiert Wasserdampf auf dem zu beschichtenden Untergrund, haftet die Beschichtung nicht! Deshalb müssen Sie immer darauf achten, dass die Temperatur von Untergrund und Luft über der Taupunkttemperatur liegt. Neben vorschriftsmäßig ausgeführten Feuchtigkeitsmessungen und deren Dokumentation ist die Berücksichtigung des Taupunkts ein weiterer Faktor zur schadensfreien Auftragsausführung.

KRL-Messung

Im deutschsprachigen Raum wird der Feuchtezustand fast ausschließlich über die Größe »Wassergehalt in Darr-%« bzw. »Wassergehalt in CM-%« beschrieben. Außerhalb des deutschsprachigen Raums wird der Feuchtezustand sehr häufig über die Größe »korrespondierende Luftfeuchte« beschrieben. Die Beschreibung über diese Größe hat dabei den Vorteil, dass sie unabhängig von der Zusammensetzung einer Substanz (Holz, Beton, Zementestrich, Calciumsulfatestrich, ...) ist und einfache Aussagen über einen Gleichgewichtszustand macht bzw. bei Nichtgleichgewicht unmittelbar erkennen lässt, in welche Richtung eine Veränderung stattfinden wird (von hoher Luftfeuchte zu niedriger Luftfeuchte).

Bislang gibt es im deutschsprachigen Raum jedoch keine Norm, Messvorschrift oder Grenzwerte, wie die Größe »Korrespondierende relative Luftfeuchte>« (KRL) an den in diesem deutschsprachigen Raum üblichen Estrichen zu messen und zu beurteilen ist. Die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte dient zur Bestimmung des Materialklimas. Sie ist eine Größe zur Abschätzung der Belegreife. Die anerkannte Regel der Technik zur Bestimmung der Belegreife ist zur Zeit die CM-Messung. Die Methode ist eine Ergänzung zur CM-Messung. Die KRL-Messung ist besonders zu empfehlen, wenn die Zusammensetzung oder das Trocknungsverhalten des Estrichs unklar ist. Die Probenahme ist bei beiden Methoden identisch. Ein exaktes Einhalten der Einwaage ist, anders als bei der CMMessung, nicht erforderlich, da nicht die im Stemmgut enthaltene absolute Wassermenge bestimmt wird, sondern stattdessen die sich im Gleichgewicht einstellende relative Luftfeuchte. Die Messung selbst erfolgt mit den Messsensoren eines für diese Messung geeigneten Prüfgeräts.

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Expertentipp

Expertentipp
Lufttemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit stehen in engem Zusammenhang. Hinzu kommt die Temperatur an der Objekt-Oberfläche. Ist die relative Luftfeuchtigkeit sehr hoch oder man ist im Bereich der Taupunkt-Temperatur, besteht die Gefahr, dass die Trocknung nur verzögert erfolgt, da Feuchtigkeit aus der Beschichtung von der Luft unzureichend aufgenommen wird.