AKUSTIKSYSTEM Der Einbau und die Verarbeitung von Systemen und Materialien zur Beeinflussung von Lärm, Tönen und Sprache kann Hören und Stille zum Vergnügen machen. In der Mappe-Technik zeigen wir die Verarbeitung eines Akustiksystems.
Das spannende Thema Akustik rückt vermehrt ins Blickfeld des Malers. Es macht bei sorgfältiger Ausführung Hören zum Vergnügen mit Wohlfühleffekt. Hinzu kommt aufgrund einer Vielzahl an Konstruktionen und Systemaufbauten das Spiel mit Strukturen, Formen und Gestaltungselementen.
Was sich hinter der Akustik verbirgt
Zur Raumgestaltung gehört auch die Akustik. Das klingt zunächst ungewöhnlich, aber ob man sich in Räumen wohlfühlt, hängt oft von deren akustischen Qualitäten ab. Haben Sie bei Gesprächen oder Veranstaltungen manchmal den Eindruck, ihr Hörvermögen würde nachlassen? In den meisten Fällen können Sie sich bequem zurücklehnen, Ihre Ohren sind in Ordnung. Das Problem liegt in einer mangelhaften Raumakustik begründet. Aber bequem zurücklehnen als Maler oder Stuckateur? Als innovativer Unternehmer können Sie das eigentlich nicht. Sie haben es nämlich in der Hand, die akustischen Eigenschaften eines Raumes maßgeblich positiv zu beeinflussen. Vielleicht wird das Schaffen einer Wohlfühlatmosphäre mittels Raumakustik bei ihren Kunden das neue Steckenpferd im Unternehmen.
Abgehängte Decken, Anschlussprofile einbauen und Material vorbereiten
Akustisch gestalten
Räume gestalten – das machen Maler täglich, aber Räume akustisch gestalten ist für die meisten Unternehmen eine neue Herausforderung. Sie funktioniert versteckt oder sichtbar und bietet interessante Oberflächeneffekte und Raumwirkungen. Dies optische Wirkung ist aber nur die eine – sichtbare – Seite. Die nicht sichtbare Seite ist entscheidend. Mit akustisch gestalteten Räumlichkeiten – egal welcher Größenordnung – beeinflussen Sie ganz wesentlich die Atmosphäre für die sich dort aufhaltenden Menschen. Diese fühlen sich spürbar wohler und deren Sinne werden, meistens unbewusst, positiv beeinflusst. Woher das kommt? Die Personen verstehen sich einander ohne Anstrengung viel besser.
Typische Problemstellungen
Ein typisches Beispiel einer nicht optimalen Akustik erleben Sie sicher selbst oft genug: In der Gaststätte wird am Nachbartisch intensiv diskutiert. Der Lautstärkepegel schwillt etwas an und Sie verstehen ihren Gesprächspartner nicht mehr so deutlich und sprechen in der Folge ebenfalls lauter. Solche Effekte schaukeln sich gegenseitig hoch. Solche Situationen entstehen immer dann, wenn Gruppen zusammen stehen und viele Personen gleichzeitig reden.
Besser funktioniert das in Räumen – in unserem Beispielobjekt einer Gaststätte, bei der bewusst auf die Raumakustik Einfluss genommen wird. Jeder versteht seine Gesprächspartner erheblich problemloser und bei optimaler Dimensionierung der akustischen Maßnahmen ohne Anstrengung. Der Lautstärkepegel bleibt auf einem angenehmen Niveau und eine Wohlfühlatmosphäre stellt sich automatisch ein. Das funktioniert selbst in Räumen mit ausschließlich schallharten Decken- und Wandoberflächen, bei denen ohne Akustik-Maßnahmen unangenehme Nachhalleffekte auftreten.
Ganz andere Rahmenbedingungen treten beispielsweise in Kirchen, Klassenzimmern oder Sportstätten auf. Jede Räumlichkeit benötigt aufgrund ihrer Größe, ihrer vorhandenen oder geplanten, den Raum begrenzenden Oberflächen und der vorgesehenen Nutzung bestimmte akustische Eigenschaften.
Ausflug in die Physik
Der Schalldruckpegel wird vom Menschen als Lautstärke wahrgenommen und ist eine wichtige Eigenschaft des Schalls. Die Zusammensetzung der verschiedenen Frequenzen, beziehungsweise das Spektrum von Geräuschen, hat eine ebenso große Bedeutung. Im Frequenzbereich unserer Sprache zwischen 250 Hz (Hertz) und 2.000 Hz ist das menschliche Gehör besonders leistungsfähig. Hören wir einem Sprecher zu, ist diese Eigenschaft sehr praktisch, andererseits fallen uns Störungen in diesem Frequenzbereich besonders leicht unangenehm auf.
Jede Schallwelle hat eine bestimmte Wellenlänge – eine 100-Hz-Welle hat eine Ausdehnung von 3,4o m, eine 5.000-Hz-Welle dagegen nur von ca. 7 cm. Üblicherweise werden in der Raumakustik Frequenzen zwischen 100 Hz und 5.000 Hz berücksichtigt. Bei der raumakustischen Planung spielen die unterschiedlichen Frequenzen bzw. Wellenlängen eine wichtige Rolle, den Schallabsorber sind je nach Aufbau und Material bei unterschiedlichen Frequenzen wirksam. In der Regel eignen sich Absorber mit geringer Aufbauhöhe für hohe Frequenzen, tiefe Frequenzen beeinflusst man mit größeren Aufbauhöhen.
Die Bedämpfung tiefer Frequenzen erfordert entweder sehr voluminöse Schallabsorber aus porösen Materialien (Steinwolle, Glaswolle, Schaumstoffe etc.) oder aber Aufbauten, die einen Resonanzmechanismus, z.B. ein abgeschlossenes Luftvolumen oder eine schwingende Platte, ausnutzen.
Bei der Schalldämmung geht es im Wesentlichen um die Fähigkeit von Bauteilen, den Schallübergang zwischen zwei Räumen zu minimieren. Schalldämpfung als Begriff der Raumakustik beschreibt die Fähigkeit von Materialien, Schall zu absorbieren bzw. die auftreffende Schallenergie in andere Energieformen umzuwandeln.
Material auftragen, erste Schicht glätten und Feinglätten der Oberfläche
Die Nachhallzeit als akustische Visitenkarte
Die Nachhallzeit lässt sich in jedem geschlossenen Raum bestimmen und liefert so die Grundlage einer Bewertung der raumakustischen Bedingungen. Die Nachhallzeit gibt – einfach ausgedrückt – die Zeitdauer an, die ein Schallereignis benötigt, um unhörbar zu werden. Die Nachallzeit stellt die raumakustische Visitenkarte des Raums dar. An ihr lässt sich die akustische Qualität eines Raums schnell und objektiv ablesen. Klagen über eine schlechte Akustik sind meistens mit nicht der Räumlichkeit angemessenen Werten für die Nachhallzeit verknüpft.
In Kirchen beträgt die typische Nachhallzeit ca. 4 bis 8 Sekunden. Bei einem Klassenraum mittlerer Größe liegt der Wert bei 0,6 Sekunden, in einem Schwimmbad soll der Wert maximal 1,7 Sekunden betragen. Die Messwerte in einem Konzertsaal für klassische Musik sollen bei ca. 1,5 Sekunden liegen und bei Büroräumen variieren die typischen Nachhallzeiten zwischen 0,5 bis 1,0 Sekunden, je nach Größe.
Die Nachhallzeit hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: vom Raumvolumen, den Oberflächen und den eventuell vorhandenen Einrichtungsgegenständen im Raum. Je größer der Raum, desto länger ist in der Regel die Nachhallzeit. Je mehr Absorption im Raum vorhanden ist, desto kürzer ist die Nachhallzeit.
Für Maler relevante akustische Maßnahmen beziehen sich in der Regel auf Maßnahmen, welche die Nachhallzeit auf das für die jeweilige Raumsituation geeignete Maß regeln. Dazu sind vor allem entsprechende Berechnungen erforderlich, die z. B. über den Materiallieferanten angeboten werden können. Die Umsetzung erfolgt durch Melaminharz-Schaumelemente mit sehr hoher Schallabsorption in verschiedenen Formen. Sie eignen sich für Flächen und als Gestaltungselement. Die akustische Wirksamkeit ist auch mit speziellen porigen und feinkörnigen Glattputzbeschichtungen, wie in unserem Beispielobjekt, realisierbar. Offenporige Spritzputzbeschichtungen absorbieren ebenfalls den Schall. Bei den beiden letztgenannten Ausführungsarten unterstützen idealerweise Unterkonstruktionen mit Hohlräumen und dafür geeigneten Platten die glatten oder strukturierten Spezialbeschichtungen.
Akustik ja, aber nur mit Schulung
Die Verbesserung der Raumakustik hat Zukunftspotenzial, nicht nur in Kirchen, Schulen oder Büroräumen, sondern auch im privaten Bereich. Als Maler muss man die damit verbundenen Verbesserungen dem Kunden vermitteln können. Da eine Menge Physik eine Rolle spielt, ist die vorherige Weiterbildung geradezu Pflicht, um Fehler, Enttäuschungen und Mängelrügen zu vermeiden. Die Systemhersteller bieten hierzu umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten an und fordern die Teilnahme auch explizit für die Verarbeitung ihrer Systeme. Über die Systemanbieter gibt es auch die Möglichkeit, akustische Maßnahmen berechnen zu lassen bzw. es werden Berechnungsprogramme bereitgestellt.
Zweiter Materialauftrag und Nacharbeiten