TAPEZIERTECHNIK Beim Tapezieren können immer Probleme auftreten. Mal liegen die Ursachen in der Tapete selbst, meistens sind es aber Verarbeitungsfehler, die immer wieder gemacht werden, sich aber vermeiden lassen. Die Mappe-Technik greift typische Problemfälle auf und zeigt Lösungen.

Mustertapeten eignen sich hervorragend zur individuellen Raumgestaltung, vermehrt werden hochwertige Tapeten auch als Blickfang für einzelne Wände und zur Inszenierung von Wohnsituationen eingesetzt. Auch sogenannte Designertapeten werden häufig nachgefragt. Jede Tapete kann aber erst dann ihre gewünschte Wirkung erzielen, wenn sie auf einem dafür geeigneten Untergrund fehlerfrei tapeziert wurde. Tapete findet heute überwiegend in Vlies statt. Das erleichtert den Umgang mit den einzelnen Bahnen und die Verarbeitung enorm. Der Anteil der fertigen Vliestapeten liegt bei den einzelnen Tapetenherstellern oft bei über 75 Prozent.

Es gibt viele verschiedenen Beschichtungen wie z. B. Vinyl, Relief und sogar Papier auf Vliestapeten. Auch Exotisches wie Textilgarne, Granulate, Blätter, Bambus, Folien, Digitaldrucke und Stoffapplikationen werden mit Vliesträgern kombiniert. Besonders der individuelle Digitaldruck mit hochaufgelösten Bildmotiven als Vorlage liegt im Trend. Bei aller Modernität kommt es aber immer noch vor, dass klassische Papiertapeten zu verarbeiten sind. Vliesprodukte haben Vorteile: Bahnen reißen beispielsweise nicht mehr so leicht ein, einzelne Papierschichten trennen sich nicht mehr voneinander, die Dimensionsstabilität ist erheblich größer und die Weichzeiten können oft entfallen.

Verschiedene Klebetechniken

Klebetechniken haben sich teilweise verändert. Früher nur bei Spezialtapeten angewendet, hat sich die Wandklebetechnik etabliert. Tapeten, die sich nach der Feuchtigkeitsaufnahme durch den Kleister nicht ausdehnen, müssen vor der Tapezierung nicht eingekleistert werden. Dazu gehören z. B. Vliestapeten und verschiedene Gewebetapeten. Bei der Wandklebetechnik trägt man den Kleber mit einer Kleisterwalze gleichmäßig auf den Untergrund auf, die Tapete wird anschließend in den noch feuchten Untergrund eingelegt.

Bei der Kleistertechnik wird die Tapetenbahn auf der Rückseite eingekleistert und nach einer (vom Hersteller vorgegebenen) Einweichzeit an die Wand geklebt. Die Tapetenbahn dehnt sich während der Einweichzeit aus. Dimensionsveränderung beträgt in der Regel mehrere Millimeter. Das Dehnen während der Einweichzeit verhindert, dass nach dem Aufkleben ungewollte Falten oder Blasen entstehen. Dicke und Qualität der Tapete, aber auch die Schnelligkeit beim Tapezieren sind Einflussfaktoren auf die Dauer der Weichzeit. Grundsätzlich muss man darauf achten, dass alle eingekleisterten Tapetenbahnen möglichst gleich lange einweichen. Bei Mustertapeten kann sich das auch auf die Passgenauigkeit des Motivs zwischen den einzelnen Bahnen auswirken.

Zur üblichen Vorgehensweise bei professionellen Tapezierungen gehört seit langem das maschinelle Einkleistern. Auch in Zeiten von Vliestapeten und der Wandklebetechnik leistet ein Tapeziergerät bei vielen Tapeten wertvolle Dienste. Vliestapeten lassen oft beide Möglichkeiten des Kleisterauftrags zu. Der jeweilige Beipackzettel informiert darüber. Entscheidet man sich für die Kleistertechnik, entfällt die Weichzeit und die einzelnen Bahnen werden direkt nach dem Einkleistern verarbeitet.

Mustertapeten und Maßtoleranz

Toleranzen an Bauwerken lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Normen benennen die Grenzen, wie groß Abweichungen sein dürfen. Solche Abweichungen sind in fast jedem Raum feststellbar. In Altbauten können die Abweichungen mehrere Zentimeter betragen. Auch der Verlauf der Decke kann innerhalb einer Wandlänge ansteigen oder absinken. Was bei einer Raufasertapete keine Auswirkungen hat, kann bei bestimmten Mustertapeten zu massiven optischen Beeinträchtigungen führen. Man tapeziert zwar die einzelnen Bahnen exakt lot- und waagerecht, trotzdem werden z. B. am Übergang zur Decke unterschiedlich viele Motivelemente sichtbar. Der erste Eindruck des Betrachters ist der, dass fehlerhaft tapeziert wurde. Das Problem lässt sich beim Tapezieren nicht einfach kaschieren. Eine Lösungsmöglichkeit ist, bei der Motivwahl auf die Problematik einzugehen und eine Auswahl zu treffen, die unauffällige Übergänge in den Problemzonen ermöglicht. Spätestens vor der Verklebung muss man allerdings den Auftraggeber darauf hinweisen und entsprechend Bedenken anmelden.

Andrückwerkzeuge

Werkzeuge wie Tapezierbürsten, -walzen, -spachtel, Tücher und Nahtroller werden individuell zur jeweils zu verarbeitenden Tapete ausgewählt. Die klassische Tapezierbürste eignet sich vor allem für Papiertapeten und Raufaser, während sich die amerikanische Tapezierbürste für Prägestrukturapeten, Duplex-Prägetapeten und Prägestrukturvlies empfiehlt. Für Vinyl-, Metall-, Kunststoff-, Textilgewebe- und Strukturtapeten setzt man Tapezierwalzen ein. Ein Tapezierspachtel ist nicht nur ein oft genutztes Werkzeug für Schneidearbeiten, sondern in einwandfreiem Zustand auch das Andrückwerkzeug der Wahl für Glattvinyltapeten, Kettfaden-Textiltapeten und Glasgewebe. Für empfindliche Tapetenoberflächen wie zum Beispiel Metalltapeten empfiehlt sich zum Andrücken ein sauberes, weiches Flanelltuch.

Bei der Konstruktion von Nahtrollern gehen die Meinungen auseinander. Die früher üblichen tonnenförmigen Nahtroller kommen nicht mehr zum Einsatz. Durch ihre Form drückt man Kleister von der Naht weg. Dort wird Kleister aber dringend benötigt, um die Haftung (unter anderem während der Trocknung) sicherzustellen. In der Praxis bewährt haben sich gleichmäßig geformte sowie konische Nahtroller. Mit den Werkzeugen lassen sich punktuell hohe Druckbelastungen aufbauen und die Haftung der Tapete am Untergrund verbessern. Bei zu hohem Druck kann sich die Anwendung der Werkzeuge allerdings hinterher an der Tapete durch Verformungen abzeichnen. Tapeten mit Prägung reagieren besonders empfindlich und weisen anschließend glatte Stellen auf, die der Kunde nicht akzeptieren muss. Ebenfalls zu Reklamationen führen sichtbare Kleisterflecke nach der Trocknung. Diese lassen sich durch sorgfältiges Arbeiten weitgehend vermeiden bzw. werden direkt nach dem Auftreten mit geeigneten Schwämmen bzw. Tüchern vorsichtig entfernt.