BAUWERKSSANIERUNG Die Instandsetzung schadhafter Bauteile aus Beton aufgrund von Korrosion und deren Oberflächenschutz erfordern etliche Arbeitsschritte. Die Instandsetzung bietet aber auch Marktchancen. Doch was ist wichtig, wenn Sie Betonschutzmaßnahmen ausführen? Anhand eines Sanierungsobjekts mit umfangreichen Schäden zeigt die Mappe-Technik, worauf es in der Praxis ankommt.

Lange Zeit dachte man, Beton sei ein Baustoff für die Ewigkeit und quasi unverwüstlich. Doch seit Jahrzehnten machen Schäden wie Abplatzungen, Risse oder korrodierender Bewehrungsstahl an Gebäuden und Brückenbauwerken deutlich, dass auch am Beton der Zahn der Zeit nagt. Witterung und aggressive Umwelteinflüsse zerstören das Material. Gefürchtet ist die Carbonatisierung des Betons, eine chemische Reaktion, die in zwei Phasen verläuft. In der Einleitungsphase, also dem Zeitraum, bevor die Carbonatisierung die Bewehrungslage erreicht, wird die Festigkeit von Betonbauteilen durch die Bildung von Kalkstein erhöht. In der zweiten, der Zerstörungsphase korrodiert der Stahl infolge des verringerten pH-Werts. Durch die Volumenerweiterung kommt es zu Rissen im Betongefüge und zu Abplatzungen bei der Betondeckung. Wasser in Form von Regen (saurer Regen) wirkt sich ebenfalls negativ auf die Alkalität des Betons aus. Bei der Schadensabwehr geht es darum, zu verhindern, dass (noch mehr) Wasser eindringt, um so die Neutralisationsreaktion zu bremsen. Das kann durch eine tiefenwirksame Hydrophobierung der Betonoberfläche erreicht werden, denn wenn Wasser in flüssiger Form bereits an der Betonoberfläche abperlt, ist es für die Neutralisationsreaktion verloren.

Komplexes Regelwerk

Es gilt: für die Instandsetzung statisch relevanter Bauteile schreibt das Regelwerk den Einsatz geprüfter Systeme vor. Der Dauerhaftigkeitsanspruch für Tragwerke aus Stahlbeton ist in der DIN EN 1992 (EC2) formuliert. Darüber hinaus ist er ebenfalls für die technische Umsetzung einer Intandsetzungsmaßnahme bedeutsam. Denn die Anforderungen nach einem angemessen dauerhaften Tragwerk sind erfüllt, wenn dieses während der vorgesehenen Restnutzungsdauer seine Funktion hinsichtlich der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit ohne wesentlichen Verlust der Nutzungseigenschaften bei einem angemessenen Instandhaltungsaufwand erfüllt. In jedem Instandsetzungsfall legt der sachkundige Planer für jedes Bauteil die Beanspruchbarkeitsklassen fest. Dabei beurteilt er, ob die Instandsetzung statisch relevant ist. Ergibt der statische Nachweis, dass der geschwächte Querschnitt für den Bemessungsfall ausreichend tragfähig ist, dann ist lediglich ein dauerhafter Schutz der Bewehrung vor Korrosion erforderlich. Andernfalls muss der volle Querschnitt des tragenden Bauteils mit Betonersatzsystemen der Beanspruchbarkeitsklasse M 3 wieder hergestellt werden. Dies gilt auch, wenn kein statischer Nachweis erbracht wird.

Die Statik muss stimmen

Die Schäden sind aufgrund der unzureichenden Instandhaltung des Betonbaus in den letzten Jahrzehnten gravierend. Vom einfachen Betonschutz sind Malerbetriebe angesprochen, die gelegentlich Ausbesserungsarbeiten an Betonbauteilen durchführen. Für Maler und Stuckateure ist Betoninstandsetzung im Hochbau zu mehr als 20 Prozent gleichbedeutend mit Balkoninstandsetzung. Das Einsatzgebiet für Betonmörtel ist in diesen Fällen vorrangig die Reprofilierung von Ecken und Kanten an der Balkonkragplatte. Weitere Instandsetzungen erfolgen im Zug von Fassadensanierungen oder im Rahmen der Untergrundvorbereitung für Wärmedämm-Maßnahmen. Aber so pauschal auf einfache Sanierungsarbeiten darf man die Ausführung dieser Arbeiten nicht reduzieren, denn die Größenordnungen der Aufträge reichen weit über die kleine Abplatzung über einem korrodierten Bewehrungsstahl am Kellerabgang oder am Balkon eines Einfamilienhauses hinaus, wie die Stichpunkte zum komplizierten Regelwerk zeigen. Richtig umfangreich werden die aufwändigen Instandsetzungsmaßnahmen unter Berücksichtigung umfangreicher statischer Aspekte bei tragenden Bauteilen wie z. B. Stützen in Tiefgaragen und größeren Bauwerken. Umfangreiche Kenntnisse und Schulungen sind auch für Brücken, Kläranlagen und ähnliche Bauwerke erforderlich, dem sogenannten Ingenieurbau.

Verpflichtung zur Schulung und Zertifizierung

Damit auch die Ausführung qualitäts- und sicherheitsgerecht erfolgt, muss jedes beauftragte Unternehmen sicherstellen, dass der verantwortliche Facharbeiter eine entsprechende Ausbildung und Zertifizierung nachweisen kann. Baustellen müssen während der gesamten Instandsetzung von einer Person mit dieser Zertifizierung begleitet und die Arbeiten dokumentiert werden. Bei größeren Baumaßnahmen, z. B. wenn statisch relevante Bauteile saniert werden oder bei öffentlichen Auftraggebern, ist der sogenannte SIVV-Schein mit der Ausbildung zum »Schützen, Instandsetzen, Verbinden und Verstärken von Betonteilen« notwendig, um überhaupt solche Arbeiten ausführen zu dürfen. Dieser mehrwöchige Kurs beinhaltet eine Abschlussprüfung mit Zertifikat. Auch der sogenannte »Düsenführerschein« ist für die Verarbeitung von Spritzbeton im größeren Sanierungsbereich notwendig.

Daneben gibt es noch Schulungen der Materialhersteller zu ihren jeweiligen Produktsystemen. Zugelassen für entsprechende Schulungen werden Personen, die mindestens eine dreijährige Berufspraxis in der Verarbeitung von Beton oder Betoninstandsetzungsprodukten nachweisen können und einen SIVV-Vorkurs absolviert haben. Wer solche Arbeiten ausführen möchte, muss sich also intensiv damit beschäftigen, sich um die erforderlichen Qualifikationen bemühen und auch geeignete Mitarbeiter auf solchen Baustellen einsetzen können. Als qualifiziertes Fachunternehmen hat man bessere Chancen, einen guten Auftrag zu bekommen.

Der SIVV-Schein gilt generell maximal drei Jahre und muss nach spätestens drei Jahren mit einer mehrtägigen Weiterbildung inklusive erneuter Prüfung aufgefrischt werden. Auch die Schulungen seitens der Hersteller über neue und weiterentwickelte Produkte sind regelmäßig aufzufrischen. Auch das ist wichtig, um am Markt immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Da Betonsanierungen auch vielfach dort notwendig sind, wo die Statik des Bauteils nicht betroffen ist, gibt es auch für Betriebe ohne Zertifizierung genügend Aufträge. Dennoch sollte der Verarbeiter bei diesen »einfacheren« Projekten Kenntnisse über Beton, Schadensentstehung und Schadensbehebung verfügen, bevor er solche Aufträge annimmt. Bei Betonsanierungen im Hochbau ohne Gefährdung der Standsicherheit kann der Verarbeiter entscheiden, ob er ein geprüftes oder ungeprüftes System einsetzt. Das kann den Systemaufbau ändern, da im statisch nicht relevanten Bereich je nach eingesetztem Sanierungssystem und Vorgaben in den jeweiligen technischen Merkblättern bestimmte Arbeitsschritte vereinfacht sein können.

Schützende Beschichtung

Nach der Instandsetzung sichert eine Beschichtung auf Dauer den schadensfreien Zustand der Betonbauteile. Hierzu verwendet man einen Beschichtungsaufbau, der das Eindringen von Feuchtigkeit, CO2 und Salzen verhindert und Bewehrungsstahl vor neuen Schädigungen schützt. Für Beschichtungen wird der CO2-Diffusionswiderstand der vergleichbaren Luftschichtdicke von sd (CO2) >50 m verlangt. Oberflächenschutzsysteme (eingeteilt in OS-Klassen) basieren in der Regel auf Kunststoffdispersionen, gelösten Polymerisatharzen und Reaktionsharzen. Die am deutschen Markt befindlichen OS-Systeme für Betonbauteile werden in regelmäßig aktualisierten BASt-Listen beim Bundesamt für Straßenverkehr geführt. Diese können kostenfrei auf der Website abgerufen werden. Gerade im Anfangsstadium lassen sich Schäden mit relativ geringem Kostenaufwand beheben. Gebäude aus Stahlbeton und andere Betonbauteile müssen daher regelmäßig auf Schäden kontrolliert werden, denn je früher Mängel erkannt werden, desto einfacher können sie beseitigt werden.