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C. Maurer Fachmedien

Fundstück aus der Geschichte der Malerzeitschrift Mappe

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Fundstück aus der Geschichte der Malerzeitschrift Mappe
Würde sich die Frau des Malers nur um ihren Kochtopf kümmern, ihre Wäsche flicken usw., so würde wohl manchmal dem Meister die Galle überlaufen, und oft würde er sich nicht zurechtfinden, wenn während seiner Abwesenheit die Meisterin nicht nach dem Recht in der Werkstatt schauen würde und die Kunden so abfertigt, daß beide Teile, nämlich der Kunde und der Meister, zufrieden sein können. Wie vielerlei hat da eine Frau in ihr Herz zu verschließen: Ärger und Verdruß, Klagen, Überrennen durch Reisende und was nicht alles mehr! Selten ist dem Meister Gelegenheit geboten, dies alles auf sich zu nehmen, und er kann froh sein, daß seine bessere Hälfte ihm dabei tragen hilft. Der Meister disponiert seine Arbeiten für die Woche ein und teilt seinen Kunden mit, wann er kommt; die Kundschaft räumt und richtet sich natürlich auf den Besuch des Malers ein, und wer dann oft nicht kommt, das ist eben der Maler. Schon stürmt man in das Haus des Meisters und – die Meisterin darf abfertigen. Ich glaube es den Malersfrauen gerne, daß sie manchmal die Leute ins Pfefferland wünschen. Wenn’s halt immer anständig kommen, geht’s ja, aber oft sind’s auch saubgrob und faseln vom Teufelholen und noch mehr. Da hat die Frau halt wieder die richtige Antwort und bringt selbst diese zur Vernunft. Der Stift kommt gesprungen, ich soll dies und das holen, flugs muß die Meistersfrau den Milchtopf im Stich lassen und dem Stift das Gewünschte geben. Die halbe Milch ist inzwischen spazierengelaufen… Auch kräftig im Geschäft mithelfen muß sie oft, natürlich zur Ehre der Frau meist freiwillig. Das Materialausgabebuch führt in den kleineren Geschäften fast ausnahmslos die Meisterin mit solcher Gewissenhaftigkeit, daß dem Meister beim Verrechnen keine Mühe entsteht. Des weiteren versieht sie auch Anstricharbeiten, die eigentlich dem Meister und dem Gehilfen zukommen, oft mit solcher Sachkenntnis und Übung, daß man staunen könnte. Man hat verschieden beobachtet, daß sie Jalousien zerlegte und die Lattensprießen, kleinere Firmenschilder, in der Werkstatt grundierte, damit der Meister nur schreiben mußte. Der Meister schreibt und zeichnet die Pausen, das Stechen besorgt die Frau. Auch im Beraten über getane und noch zu leistende Arbeit versteht sich die Frau recht gut, besonders hat sie die Gabe, das, was wichtig ist, zu behalten und dem Meister ins Gedächtnis zu rufen, wann die Zeit dazu da ist. Manchmal weiß sich der Meister keinen Rat, wenn er vor einem Rätsel steht, das er lösen soll, bespricht er es mit seiner Frau, die findet einen Ausweg, der nicht immer der schlechteste ist. Noch viel Lobenswertes könnte man über die Frau des Malers schreiben, noch nie aber hat es sich bei diesen gerächt, wenn sie sich mit um alle Arbeitsangelegenheiten und Werkstattdinge kümmerte.
Artikel erschienen in der Mappe 1928. Orthographie teilweise an heutige Regeln angepasst.
immer schwieriger wurden zu Beginn der Zwanzigerjahre die wirtschaftlichen Verhältnisse, da das Geld für Abonnements und Anzeigen bereits entwertet war, als es im Verlag eintraf. So betrug der Jahrespreis für diese Zeitschrift im Oktober 1923, also vor der Währungsreform, 1,7 Milliarden Papiermark. „In dieser Zeit waren es besonders die deutschen Maler im Ausland, die mit ihrer guten Valuta in Dollar und Franken die Mappe aufrecht erhielten“, meinte der damalige Schriftleiter Ludwig Reisberger. In der Dekorationsmalerei zeigten sich zunehmend Spielarten der „Neuen Sachlichkeit“ sowie expressionistische Schmuckverständnisse. 1928 beschloss der Reichsbund für das deutsche Malergewerbe die Mappe zu seinem kunsthandwerklichen und kulturellen Organ zu machen.
 

Mappe-Geschichte: Schändet die Schablone unseren Beruf?
Fundstück aus der Geschichte der Malerzeitschrift Mappe [ttt-gallery-image] Eine Plauderei von B. Scharf Es gibt vom Künstlerdünkel heimgesuchte Leute, die entrüstet sind, wenn man der Schablone das Wort redet. Sie behaupten, es sei eine Aufgabe des Malers, die Schablone abzuschaffen und die edle Rafaelische Kunst nur noch mit dem Dachs- und Rinderhaarpinsel auszuführen. Schön klingt diese von sonst der Zukunftsmusik abholden Leuten gefiedelte Zukunftsmusik schon, schön wäre es auch, wenn wir heute schon so schön malen könnten, aber – – ja aber da stellen sich viele "aber" ein! So wäre "aber" ... No. 1. ... wenn nur ein großer Teil derer, die sich Maler nennen, erst vermittels der Schablone geschmackvolles leisten könnten – mit den Leistungen vermittels des Malpinsels sieht es bei 90 % so windig aus! No 2. Wenn wirklich die "Maler" von heute alle malen könnten, so werden wieder 90 % aller Malerarbeiten so spottschlecht bezahlt, dass oft eine geschmackvolle Arbeit mit Hilfe der Schablone dafür noch viel zu künstlerisch ist. Und endlich ... No 3. ... bin ich der Meinung, wenn auch alle Maler schön malen können, und wenn sie dann auch alle ihre Arbeiten gut bezahlt erhalten, so wird man noch lange nicht die Schablone abschaffen, sie wird vielmehr dann erst recht ihre Rolle als ausgezeichnetes Hilfsmittel und an ihrem Platze zu Spielen haben. Und zwar nicht nur für die fälschlich als untergeordnet bezeichneten Arbeiten, als Bemusterung von Wand- und vgl. Flächen, für Friese, Hohlkehlen u. s. f.   Artikel erschienen in der Mappe zwischen 1881 und 1890. Orthographie teilweise an heutige Regeln angepasst. Die erste Dekade der Mappe wurde bestIMMt von Grundsatzbeiträgen über spezielle Techniken, über Dekorationsmalereien und ihre Stilrichtungen, illustriert durch farbige Tafeln sowie durch den Sprechsaal, in dem von der Redaktion hunderte Anfragen der Leser beantwortet wurden.
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Foto: manuta/Adobe Stock
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