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Foto: Bernd Ducke/Mappe

Foto: Bernd Ducke/Mappe

Die Gestaltung großer Fassadenflächen ist immer auch eine große Herausforderung für den Maler. Eine bewährte und auch historische Methode ist dabei die Betonung des Erdgeschosses als Sockelzone für die darüber liegenden Geschosse. Viele Kunden, deren Gebäude oft in einem historischen Umfeld stehen, möchten dafür eine entsprechend repräsentative Gestaltung haben. Die illusionistische Bossenmalerei eignet sich besonders gut hierfür. Der Begriff Bosse leitet sich aus der Sprache der Steinmetze ab und bedeutet soviel wie: „in seiner Form roh belassener Stein“. Bei den Römern waren diese ursprünglichen Bossierungen beliebt und an Stadttoren oder Befestigungsmauern wichtiger Kastelle zufinden. Grundsätzlich unterscheiden wir in der Illusionsmalerei wie die Steinmetze drei Grundtypen der Bossierungen: Die Buckelbosse, die Diamantbosse und die Spiegelbosse. Buckelbossen sind Quader mit sehr rustikaler, grob behauener Oberfläche. Wird diese geglättet, sieht der Quader kissen- oder polsterähnlich aus. Daher nennt man diese Art der Buckelbosse auch Kissen- oder Polsterquader. In der Juni-Ausgabe der Mappe stellen wir Ihnen all diese Bossierungen kurz vor, hier wenden wir uns nur den Diamantbossen zu. [ttt-gallery-image] Bevor eine Bossenmalerei ausgeführt werden kann, muss geklärt werden, welche optische Wirkung der Kunde wünscht. Dazu müssen Sie Entwürfe zeichnen und ausarbeiten. Als Inspirationsquelle für den Entwurf sollten Sie tatsächlich gebaute Situationen an Gebäuden oder historisches Stichwerk heranziehen. Bei der Einteilung der Quader sollten Sie berücksichtigen, dass gleich große Quaderformate ruhiger wirken als stark variierende. Bei Eckbetonungen oder Tür- und Fenstereinfassungen kann mit gleichen Quadergrößen gearbeitet werden. Die Bossierung sollte immer nur eine Teilfläche einnehmen, die restlichen Wandflächen können im einheitlichen oder in einem differierenden Farbton gehalten werden.Zuerst erstellen Sie eine Maßstabszeichnung der zu gestaltenden Wandflächen oder Einfassungen. Ein günstiger Maßstab dafür ist 1:10. Dann zeichnen Sie in die Maßstabszeichnung mögliche Bossengestaltungen und schattieren mit Bleistift diese so, dass ihre plastische Wirkung erkennbar wird. Dabei müssen Sie die Licht- und Schattensituation, welche Sie am Objekt vorfinden, berücksichtigen. Mit diesen Entwürfen beraten Sie ihren Kunden und legen mit ihm fest, wie die Bossenmalerei aussehen soll. [ttt-gallery-image] Dann übertragen Sie den Entwurf mit Bleistift und Lineal auf die zu gestaltende Wand.   [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Bei Diamantbossen beschichten Sie nach dem Skizzieren alle verschatteten Flächen mit der wärmeren Schattenlasur, maximal drei, minimal zwei Flächen. Ist eine Kante im Hell-Dunkelkontrast undeutlich, so können Sie diese mit der Lasur etwa 2 bis 3 cm in die dunklere Fläche verlaufend abschattieren. Im zweiten Arbeitsgang wird nur die Fläche mit der kühleren Schattenlasur gestrichen, die der hellsten Fläche gegenüber liegt.   [ttt-gallery-image] Um die Kanten im Schattenbereich zu betonen, können Sie die Kanten mit der kühlerenn Schattenlasur nochmals ablinieren.   [ttt-gallery-image] Mit einem Lichtfarbton, der in der Tonigkeit der Steinimitation gehalten ist, wird die Spitze und die davon ausgehenden Grate sowie die Kante zur Bossenfläche betont. Verwenden Sie dafür nie reines oder nur schwach gebrochenes Weiß, außer Sie wollen hochglänzenden Marmor imitieren. In der Arbeitsweise gilt dasselbe wie oben. Führen Sie jeden Lasur- oder Linienauftrag immer auf allen Bossen aus.   [ttt-gallery-image] Nun können die Fugen abliniert und mit Schatten- und Lichtkanten versehen werden.   [ttt-gallery-image] Zuletzt überziehen Sie alle Flächen, außer die hellsten, mit einer sehr dünnen Lasur. Dabei müssen sie beachten, dass die Lasur nicht zusammenläuft und Tropfen bildet.   Ist die Bossenmalerei auf einer Steinimitation auszuführen, wie im oben beschriebenen Beispiel, so muss schon bei der Imitation darauf geachtet werden, dass die gemalten Strukturen keine zu starken Farbkontraste haben. Die Bleistiftstriche auf der Sandsteinimitation dürfen nicht zu stark sein, denn alle nachfolgenden Farbaufträge bestehen nur aus sehr dünnen Lasuren. Für die Schattenbereiche stellen Sie zwei aus Umbra, Oxidrot und Oxidbraun bestehende Schattenfarbtöne her: einen etwas wärmern und einen etwas kühleren Farbton. Verwenden Sie dabei auf keinen Fall Schwarz! Denn dieser Farbton in einer Schattenlasur führt dazu, dass die Malerei verrußt wirkt. Die Schattenlasuren müssen dann noch stark verdünnt werden. Bei Dispersionssilikatfarben verwenden Sie dafür 50 %ig verdünntes Spezialfixativ, bei anderen Wandfarbsystemen Wasser. Bevor Sie auf der originalen Steinimitation mit den Lasuren arbeiten, müssen Sie die Lasuren testen, denn Fehler können nicht behoben werden. Ist die Lasur trocken, darf sie nicht die Struktur der Steinimitation überdecken, muss aber einen deutlichen Dunkelkontrast zum Untergrund haben. Fotos: Bernd Ducke/Mappe

Foto: manuta/Adobe Stock
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