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11. Mai 2017
Redaktion
Nachhaltigkeit

Lacke im (Öko)Test

Wasserbasierte Lacke sind beliebt – sie sind umweltverträglicher als lösungsmittelbasierte Farben, riechen weniger unangenehm und sind auch gesundheitlich weniger schädlich. Ökotest hat die wasserbasierten Lackfarben bekannter Hersteller getestet und Signifikantes herausgefunden.
Lackierer
Foto: Robert Kneschnke/Adobe Stock

Die Testmethode

In Baumärkten und Fachgeschäften wurden 20 weiße, wasserbasierte Lacke gekauft. Die Lacke sind laut Hersteller «seidenglänzend» oder «seidenmatt» eingestuft. Sie sind für Innen- und die meisten auch für Außenbeschichtungen geeignet. Wasserbasierte Lacke sind nicht zwangsläufig komplett lösemittel- und schadstofffrei. Ökotest setzte sich zum Ziel herauszufinden, ob aus den eingekauften Produkten bedenkliche Stoffe ausgasen können und in welchem Umfang Isothiazolinone enthalten sind. Diese chemischen Verbindungen können Allergien auslösen. Ferner können Schwermetalle als Pigmentbestandteile in die Lacke geraten oder wie Kobaltsalze bewusst zugesetzt werden, um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen. Außerdem sollten die Produkte auf umstrittene halogenorganische Verbindungen und Formaldehyd/-abspalter getestet werden, die als Konservierer eingesetzt sein können. Hersteller profitieren vom umweltfreundlichen Image der wasserbasierten Lackfarben. Diesem Anspruch sollten die Produkte gerecht werden. Die Testergebnisse ergeben sich aus der Analyse der Inhaltsstoffe und der Übereinstimmung mit einschlägigen Werbeversprechen der Hersteller. Ebenfalls im Fokus: Wie gut klären die Hersteller über Inhaltsstoffe und Anwendungsrisiken auf? Volldeklarationen sind von Rechts wegen zwar nicht vorgeschrieben, Konservierungsstoffe sollten aber zumindest genannt sein – ebenso wie Info-Rufnummern für Allergiker, definierte Warnhinweise und Schutzmaßnahmen während des Lackierens.

Die Ergebnisse

Zunächst lässt sich erst einmal feststellen, dass keines der getesteten Produkte durchfiel. Zwar schnitten vier Lacke nur mit «befriedigend» und einer sogar nur mit «ausreichend» ab, dafür wurden jedoch 15 von 20 Produkte mit dem Urteil «gut» oder «sehr gut» bewertet. Nur einige wenige Ausnahmen fielen negativ durch zu hohe Schadstoffbelastung oder den Einsatz von Ersatzweichmachern auf. Trotz des Umweltsiegels «Blauer Engel», mit dem seit 1980 schadstoffarme Lacke zertifiziert werden, zeigten einige Marken einen zu hohen Anteil an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Im Bereich des Verbraucherschutzes fiel bei einigen Lacken auf, dass das Etikett unzureichend mit Warnhinweisen beschriftet war und/oder der Hinweis auf eine Allergiker-Hotline fehlte . Einer der auffallendsten Unterschiede neben der Analyse der enthaltenen Schadstoffe, war die Preisspanne der Lacke pro Quadratmeter Arbeitsfläche. Die Preisberechnung basierte auf Gebindegrößen von 750 Millilitern, beziehungsweise der nächst kleineren, falls diese nicht erhältlich war, und der vom Hersteller angegebenen durchschnittlichen Reichweite. So kam Ökotest auf eine Preisspanne von 1,33€ bis 4,74€. Hier lohnt sich also ein genauer Blick auf die Ergebnistabellen von Ökotest, da dies gerade für professionelle Malerarbeiten beim Kunden Auftragsargumente liefert. Den ausführlichen Testbericht, sowie alle Herstellerangaben finden Sie in der Ökotest-Ausgabe 4/17, die auf der Webseite erworben werden kann.

Quelle: Ökotest

Lacke werden härter
  Wasserverdünnbare Lacke bieten viele positive Gebrauchseigenschaften. Entwicklungspotenzial wird allerdings bei der Kratzfestigkeit gesehen. Viel versprechende Ansätze bieten modifizierte Silika-Partikel, wie ein aktuelles Forschungsprojekt zeigt. [ttt-gallery-image] Lacke sind die nützlich-schöne Hülle vieler Produkte des täglichen Bedarfs. Schon ein dünner Film wirkt sich positiv auf Erscheinungsbild, Funktion und Lebensdauer aus – besonders gefragt bei Hölzern und Kunststoffen. Das Problem solcher Lacksysteme sind die oftmals enthaltenen, gesundheitlich bedenklichen flüchtigen Komponenten. Endverbraucher und Unternehmen verlangen daher zunehmend nach umweltfreundlichen, wasserbasierten Lacken. Dabei gilt es, flüchtige organische Anteile (VOC) zu vermeiden. Ein wesentlicher Nachteil der bislang erhältlichen wässrigen Lacksysteme ist deren geringe Kratzfestigkeit. Füllstoffe als Lösungsansatz für Lacke Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF (Fraunhofer LBF) erarbeitete daher Lösungsansätze, welche die gesundheitlichen Risiken minimieren und gleichzeitig das Eigenschaftsprofil der Lacke erhalten. Dem Institut ist es gelungen, verschiedene anorganische Nanopartikel als Füllstoffe für wässrige Polyurethan-Beschichtungen zu erstellen und zu modifizieren. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler die Kratzfestigkeit der fertigen Beschichtung erhöhen und gleichzeitig deren Transparenz und Glanz erhalten. Marktübliche Bindemittel für emissionsarme Lacke, die Kunden selbst mit einfacher Technik applizieren können, sind beispielsweise wässrige Dispersionen von Polyurethanpartikeln. Nach dem Anstrich verdunstet das Wasser und die eigentliche Lackschicht bleibt übrig. Damit nach dem Eintrocknen der Dispersion ein homogener und geschlossener Film entsteht, muss das Polymer weich genug sein, um bei moderaten Temperaturen zusammenzufließen. Das Problem: Diese Filmbildungseigenschaft steht im direkten Widerspruch zu einer geforderten Kratzfestigkeit. Daraus entsteht die große Herausforderung, umweltfreundlichere Bindemittel auf Wasserbasis mit einer verbesserten Kratzfestigkeit unter einen Hut zu bekommen. Bislang gilt als Stand der Forschung, Silika-Partikel einzubringen. Hierbei werden oftmals in ihrer Form undefinierte pyrogene Kieselsäuren in den Lack eingearbeitet. Das kann zwar die Kratzfestigkeit verbessern, bringt jedoch massive Einbußen des Glanzes und der Transparenz mit sich. [ttt-gallery-image] Nanoskalig und oberflächenmodifiziert Wasserverdünnbare Holzbeschichtungen mit hohem Silika-Anteil neigen außerdem zum Vergrauen, was die Wirkung der natürlichen Holzmaserung trübt. Die im Fraunhofer LBF entwickelten Lackdispersionen können diese optischen Nachteile nun auf ein Minimum reduzieren. Hierzu stellt das Institut sphärische, oberflächenmodifizierte Silika-Partikel her. Um die Transparenz zu erhalten, wird die Partikelgröße dabei unter 50 Nanometer gehalten. So wird das Licht beim Durchstrahlen des Films nicht an dem anorganischen Material gestreut. Die Oberfläche wird zusätzlich mit funktionellen Gruppen versehen, die eine chemische Anbindung an die Lackmatrix ermöglichen. Anders als in herkömmlichen Lacken werden die Partikel nicht nachträglich in das System eingerührt, sondern während der Synthese der Lackdispersion direkt an die Polymerpartikel kovalent gebunden. Diese Methode stellt eine gleichmäßige und agglomeratfreie Verteilung des anorganischen Materials im Bindemittel und im verfilmten Lack sicher. Innerhalb der Beschichtung erzielen die Fraunhofer-Wissenschaftler auf diese Weise Silika-Gehalte von 20 Gewichtsprozent und erhalten dabei die Transparenz und den Glanz. Orientierende Untersuchungen bei den Projektpartnern, wie dem Institut für Lacke und Farben (ILF) in Magdeburg und dem Institut für Holztechnologie (IHD) in Dresden, zeigten eine verbesserte Kratzfestigkeit gegenüber unmodifizierten Lackdispersionen. Fotos: Caparol, Caparol/Duckek
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